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07.05.2003

Die Potenzfrage wird neu gestellt: Eizellen und Spermien oder gar Embryonen aus embryonalen Stammzellen?


Bisher wurde den embryonalen Stammzellen lediglich Pluripotenz und nicht Totipotenz nachgesagt, d.h. aus ihnen sollen keine neuen Embryonen heranwachsen können. Allerdings gab es da einmal Versuche mit embryonalen Stammzellen des Weissbüscheläffchens. Als sie dicht beisammen kultiviert wurden, ergab sich ein Gebilde, das einem frühen implantierten Embryo glich: Eine zweischichtige Keimscheibe mit Amnion und Dottersack wurde sichtbar. Dieses Experiment wurde in James Thomsons Labor, der später die erste menschliche embryonale Stammzelllinie hergestellt hat, durchgeführt. Die Frage stellt sich nun, ob die bisherige Annahme der Pluripotenz revidiert werden muss.

Die FAZ berichtet nämlich in der Ausgabe vom 2. Mai: "Mit Erstaunen beobachteten Forscher der Stammzellfirma CyThera, daß sich um ihre menschlichen embryonalen Stammzellen spontan Ringe von Plazentazellen bildeten, so als suche hier etwas Kontakt zum Mutterleib. Und nun haben amerikanische Forscher an Mäusen nicht nur gesehen, daß sich aus embryonalen Stammzellen Eizellen züchten lassen, was Sensation genug ist, sondern auch, daß diese Eizellen sich zu Frühstadien neuer Embryonen fortentwickeln können. Natürlich gibt es zahlreiche biologische Unterschiede zwischen Mensch und Maus, und zudem hat sich keines der jungferngezeugten Wesen als entwicklungsfähig erwiesen. Die Bedeutung ihrer Beobachtung ist der Forschergruppe, die in der aktuellen Ausgabe von "Science" publiziert, aber wohl bewußt: Dass Spekulationen, embryonale Stammzellen könnten totipotent sein, also fähig, neue Lebewesen hervorzubringen, nicht vollständig aus der Luft gegriffen sind. Um das Phänomen zu ergründen, ist Forschung an Primatenzellen dringend geboten. Es wäre bezeichnend, wenn ausgerechnet bei dieser Fragestellung die Neugierde der einschlägigen Experten und Fürsprecher versagt, nur weil ein möglicher Ausgang der Experimente das Ende der embryonalen Stammzellforschung bedeuten könnte."

Nun ergänzt das Magazin New Scientist den Befund der Entstehung von Eizellen aus embryonalen Stammzellen mit der Meldung, das Team um Toshiaki Noce am Mitsubishi Kagaku Institute of Life Sciences in Tokyo habe embryonale Stammzellen von männlichen Mäusen kultiviert. Diese hätten begonnen sich in Keimzellen zu verwandeln. Das Team transplantierte die Vorläuferzellen in Hodengewebe, woraus sich drei Monate später normale Spermien entwickelten. Damit rückt die Aussicht, künstliche Eizellen könnten mit normalen Samenzellen und umgegehrt normale Eizellen mit künstlichen Samenzellen befruchtet werden, näher. Zwar handelt es sich hier um Versuche bei Mäusen, doch wäre es naiv nicht mit der Anwendung beim Menschen zu rechnen. Klar würde auch ein solches Verfahren, ebenso wie die herkömmliche In-vitro-Fertilisation, der Würde der menschlichen Fortpflanzung widersprechen und ist daher als ethisch verwerflich abzulehnen.

Externe Links

Hübner K., Fuhrmann G., Christenson L.K., Kehler J., Reinbold R., De La Fuente R., Wood J., Strauss J.G. III, Boiani M., Schöler H.R., Derivation of Oocytes from Mouse Embryonic Stem Cells: Science 1. Mai (2003) 10.1126/science.

Vogel Gretchen, Oocytes Spontaneously Generated: Science 300 (2003) 721.

Westphal Sylvia Pagán, Stem cells can become 'normal sperm': New Sci 7. Mai (2003).

Thomson J.A., Kalishman J., Golos T.G., Durning M., Harris C.P., Hearn J.P., Pluripotent Cell Lines Derived from Common Marmoset (Callithrix Jacchus) Blastocysts: Biol Reprod 55 (1996) 254-259.

csl, Neugierig? FAZ 2. Mai (2003) 33.