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27.12.2000 USA

Pressemeldung mit Falschinformationen bezüglich der Produktion menschlicher Stammzellen

Die folgende Pressemeldung, die durch die sda verbreitet wurde, enthält einige Fehler. Erstens hat schon Thomson 1998 menschliche Stammzelllinien im Labor hergestellt. Zweitens stammen die menschlichen Stammzellen nicht einfach aus dem Labor, sondern von menschlichen Embryonen. Dies geht aus dem on-line zugänglichen Abstract hervor. Leider wird dieser Sachverhalt in der Agenturmeldung nicht deutlich genug wiedergegeben. In der Ausgabe des Tages-Anzeigers vom 28. Dezember wird allerdings klar, dass menschliche Embryonen als "Ausgangsmaterial" verwendet und damit missbraucht und vernichtet wurden. Mit derartigen die Wahrheit entstellenden Meldungen soll offensichtlich die verbrauchende Forschung an menschlichen Embryonen zur Produktion von Stammzellen "salonfähig" gemacht werden.

Erste menschliche Stammzellen aus dem Labor

Dem US-Forscher John Gearhart ist es ("angeblich" Anm. Red.) erstmals gelungen, Stammzellen in einem Labor herzustellen. Damit verbessert sich die Aussicht darauf, Nervenleiden, verschlissene Organe und Rückgratverletzungen mit Stammzellen behandeln zu können.

[sda] - Bisher waren Stammzellen vor allem aus dem Gewebe von Embryos und in seltenen Fällen auch aus dem von Erwachsenen gewonnen worden. Nun gelang John Gearhart und Kollegen an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore die Herstellung von Stammzellen in einem Labor.

Die Stammzellen aus dem Labor, «Embryoid Body Derived Cells» (EBDs) genannt, dürften nach Überzeugung von Gearhart zum «Zugpferd für die neuen Behandlungen mit transplantiertem Gewebe werden», wie die Johns-Hopkins-Universität am Mittwoch mitteilte. Das Team, das erst vor zwei Jahren das Potenzial von Stammzellen erkannt und beschrieben hatte, stellt den Durchbruch im Labor in den jüngsten «Proceedings of the National Academy of Sciences» vor. Der neue Zelltyp EBD ist undifferenziert und kann sich in viele verschiedene Zellen entwickeln, ebenso wie natürliche Stammzellen. Das heisst, dass auch EBD-Zellen bei einer Transplantation in krankes oder verschlissenes Gewebe die Funktion der dringend benötigten Zellen übernehmen können, folgern Gearhart und Kollegen. EBDs teilen sich bis zu 70 Mal und produzieren Millionen gewünschter Zellen ohne ersichtliche Abnormalitäten, berichten die Forscher.

Damit haben sie laut Gearhart sogar einen Vorteil vor natürlichen Stammzellen, die unter bestimmten Bedingungen einen Tumor erzeugen können. Die Hopkins-Forscher wollen ihre Zellen aus dem Labor zuerst an Tiermodellen für verschiedene Nervenleiden wie die Parkinsonsche Krankheit und Schlaganfall sowie auch für Diabetes Typ I testen.

Externe Links

Stammzellen aus dem Labor. Tages-Anzeiger vom 27. Dez. 2000

Kohler Reto, Zucht von Stammzellen. Tages-Anzeiger vom 28. Dez. 2000.

Abstract Onlineversion Proc Nat Acad Sci USA:

Human embryonic germ cell derivatives express a broad range of developmentally distinct markers and proliferate extensively in vitro

Michael J. Shamblott, Joyce Axelman, John W. Littlefield, Paul D. Blumenthal, George R. Huggins, Yan Cui, Linzhao Cheng, and John D. Gearhart¶

Human pluripotent stem cells (hPSCs) have been derived from the inner cell mass cells of blastocysts (embryonic stem cells) and primordial germ cells of the developing gonadal ridge (embryonic germ cells). Like their mouse counterparts, hPSCs can be maintained in culture in an undifferentiated state and, upon differentiation, generate a wide variety of cell types. Embryoid body (EB) formation is a requisite step in the process of in vitro differentiation of these stem cells and has been used to derive neurons and glia, vascular endothelium, hematopoietic cells, cardiomyocytes, and glucose-responsive insulin-producing cells from mouse PSCs. EBs generated from human embryonic germ cell cultures have also been found to contain a wide variety of cell types, including neural cells, vascular endothelium, muscle cells, and endodermal derivatives. Here, we report the isolation and culture of cells from human EBs as well as a characterization of their gene expression during growth in several different culture environments. These heterogeneous cell cultures are capable of robust and long-term [>70 population doublings (PD)] proliferation in culture, have normal karyotypes, and can be cryopreserved, clonally isolated, and stably transfected. Cell cultures and clonal lines retain a broad pattern of gene expression including simultaneous expression of markers normally associated with cells of neural, vascular/hematopoietic, muscle, and endoderm lineages. The growth and expression characteristics of these EB-derived cells suggest that they are relatively uncommitted precursor or progenitor cells. EB-derived cells may be suited to studies of human cell differentiation and may play a role in future transplantation therapies.

Vgl. Thomson J.A., Itskovitz J., Shapiro S.S., Waknitz M.A., Swiergiel J.J., Marshall V.S., Jones J.M., Embryonic Stem Cell Lines Derived from Human Blastocysts: Science 282 (1998) 1145-1147.